THEMA:
BILDGESTALTUNG II

THEMA:
BILDGESTALTUNG II

Einstellungsgrößen  

Seit tausenden von Jahren werden in der bildenden Kunst ähnliche Größen bei der Darstellung der Welt und ihrer Lebewesen verwendet. Dies beruht vermutlich auf unserem Gesichtskreis, unserer Wahrnehmung und unserer Seherfahrung. In der Filmgeschichte gab und gibt es unendlich viele Versuche, diese Darstellungsgrößen – auch als Einstellungsgrößen bekannt –  zu variieren. Ob man experimentierfreudig oder eher klassisch unterwegs ist: es lohnt, die Regeln und die Bedeutung der einzelnen Bildausschnitte zu kennen.

Mindestens genauso wichtig wie der Bildausschnitt ist die Reihenfolge der Einstellungsgrößen. Da ein Film vor allem im Zuschauer stattfindet, ist es von großer Bedeutung, die Bilder folgerichtig aneinanderzureihen und somit beim Publikum die gewünschte Emotion zu erzeugen. Idealerweise erschaffen die gewählten Bilder eine fließende Handlung, unterstützen die Dramaturgie und kreieren die gewünschte Atmosphäre.

Handy, PC, TV oder Kino?

Das angewendete Zielmedium, in dem das fertige Produkt gezeigt wird, spielt bei der Wahl der Einstellungsgröße eine entscheidende Rolle. Je größer der Bildschirm bzw. die Leinwand, desto weiter können die Einstellungen sein, desto langsamer können sie gefilmt werden und desto länger kann man sie stehen lassen. Für den kleinsten Bildschirm, sprich, für das Handy eignen sich nähere Bildausschnitte. Hier ist die Handkamera ein probates Stilmittel, von dem man bei einem kleinen Bildschirm auch kein Kopfweh bekommt. Für den größten Bildschirm, das Kino, sollten die Einstellungen länger sein, die Schwenks ruhiger und die Kamerabewegung präzise ausgeführt sein.

Faustregel: Je größer der Bildschirm oder die Leinwand des Präsentationsmediums, desto weiter der Bildausschnitt und ruhiger die Kamerabewegung.

Die Wahl des Bildausschnitts

Die wichtigste Frage bei der Wahl des Bildausschnittes ist: mit welchen Bildern erzähle ich meine Geschichte am besten? Welche Gefühle will ich beim Zuschauer erzeugen? Wo setzte ich die Spannung? Ist diese im Bild, am Bildrand, oder vielleicht außerhalb des Bildes?

Man kann eine eskalierende Unterhaltung mit anschließender Schießerei zweier Männer klassisch erzählen: anfangs zeigt man die beiden Männer neben einander in einer Halbtotale, dann jeden der beiden Männer einzeln in einer Nahaufnahme. Von beiden wird gleich viel gezeigt und wir erhalten alle Infos, die wir brauchen, um die Szene zu verstehen. Doch es ist langweilig. Warum? Weil wir nicht nah genug an der Dramaturgie der Szene dran sind. Der Zuschauer will die dramaturgische Aktion sehen, er will mitkriegen wie die Männer erzürnen, wie sie schießen. Die intensiven und emotionalen Details sind es, die uns vor dem Ofen hervorlocken. Wir wollen sehen, wie die Männer nach ihrer Waffe greifen, vielleicht die Hand an den Auslöser legen, die Waffe abfeuern. Um mehr Dramatik zu erzeugen, könnten wir die beiden Duellanten in einer Totalen zeigen: ihre Energie, ihre Körperspannung und –haltung, wie sie sich zu- und auseinander bewegen, einander umkreisen. Immer wieder schneiden wir Großaufnahmen rein: die Augenpartie – der Moment wie der Mann erzürnt, der Moment wie sich die Hand an den Halfter legt, eine Großaufnahme vom Finger am Abzug. Natürlich entsteht im Schnitt – wo die Einstellungen aneinandergereiht werden – erst die richtige Emotion, Rhythmus und Spannung. Schneiden kann man letztlich nur, was gedreht wurde und eben nicht, was nicht gedreht wurde. Deswegen lohnt, sich vor dem Dreh intensiv Gedanken zu machen, wie man die Geschichte zeigen und auflösen will.

Die Einstellungsgrößen und ihre Wirkung

Hier ein paar allgemein gültige Bewertungen der verschiedenen Einstellungsgrößen:

  • Supertotale (Long Shot)

Sie zeigt Landschaften aus großem Abstand. Sie wird oft statisch gedreht, da im Bild viel passiert, wie etwa: zwei Heere laufen aufeinander los, zwei Cowboys reiten aufeinander zu, etc. Meistens wird sie verwendet, wenn man fürs Kino arbeitet.

  • Totale (Wide Shot)

Sie führt die Örtlichkeit und meistens auch die Handlung ein. Sie verschafft Überblick und führt ins Handlungsgeschehen ein. Sie ist nicht nur für die große Leinwand gedacht. Man kann sie mit einem Schwenk, einer Dolly- oder Kranfahrt dynamisch gestalten, z.B. kann man mit dem gerade ankommenden Protagonisten mitschwenken und so den Raum gleich mitetablieren.

  • Halbtotale (Full Shot)
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Sie zeigt einen Menschen („Ganzkörperansicht“) oder ein Objekt vollständig. Diese Einstellung wird verwendet, um eine Person einzuführen oder sie zu begleiten. Auch hebt sie ein Objekt aus der Beliebigkeit hervor und setzt es mit der direkten Umgebung in Verbindung. Des Weiteren eignet sie sich gut, um eine Gruppe in Szene zu setzen.

  • Die Amerikanische (Three Quarter Shot)
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Sie zeigt eine Person zwischen Knie und Hüfte aufwärts. Ihren deutschen Namen verdankt sie der Verwendung bei Duell-Szenen in Western-Filmen. Filmheld, Halfter, Colt und die „ziehende“ Hand konnten nur in dieser Einstellungsgröße gemeinsam ins Bild gesetzt werden. Auch eine kleine Gruppe Menschen kann so gut gezeigt werden.

  • Die Halbnahe (Medium Shot)

Sie zeigt den Oberkörper, erfasst die Gestik und Gefühlsregungen der betreffenden Person. Sie lenkt unser Interesse auf die Person, sie steht im Vordergrund. Der Raum ist kaum noch spürbar.

  • Die Nahe (Close Up)

Sie zeigt den Kopf einer Person formatfüllend. Dieser Ausschnitt zeigt Gefühlsregungen, ohne dabei unnatürlich groß zu werden. Wir stellen damit Nähe zur Filmfigur her, können ihr Verhalten, Aktionen und Reaktionen zeigen. Der Ausdruck und die Mimik der gezeigten Person steht im Mittelpunkt. Dies ist die typische Einstellung, um Gefühle zu zeigen.

  • Großaufnahme (Extreme Close-Up)

Kinn und Stirn sind angeschnitten. Eine besonders dichte Einstellungsgröße, die man mit Bedacht einsetzen sollte. Sie kann innere Zustände und Emotionen besonders intensiv abbilden und entwickelt bei der Darstellung von Personen eine sehr intime Wirkung.

  • Detail (Detail Shot)

Man kann handlungsrelevante Details eines Objektes oder des Körpers einer Person zeigen, wie etwa die Hand einer Person. Sie eignet sich auch, um atmosphärische Elemente, wie wirbelnde Staubpartikel in der Luft, Zellenstrukturen etc., abzubilden.

Bewegte Kamera – Schärfe und Unschärfe 

Schärfe ist die Unterscheidbarkeit von Details in einer Aufnahme. Physikalisch vorhandene Schärfe ist hier zweitrangig. Entscheidend ist vielmehr der Schärfeeindruck, sprich, der Anschein der Schärfe. Diese Bewertung speist sich aus unserer täglichen Sehgewohnheit. Durch diverse Umstände, wie Medienauflösung, Bildgröße, Betrachtungsabstand und -zeit, Bildaussage und eigene Erwartung, entsteht das individuelle Schärfemaß des Betrachters. Faktoren, die Schärfe beeinflussen, sind: die Aufnahmebedingungen (Licht, Entfernung, Wetter, Bewegung), die Technik (Linse, Auflösung, Steuerung, Bildspeicher, Zubehör), das Motiv an sich (Kontrast, Helligkeit, Farbe, Strukturen), die Postproduktion (Fixierung, Kamerasoftware, Unscharfmaskierung, Ausbelichtung) sowie schließlich die Umstände der letztlichen Beurteilungssituation (Druckqualität, Bildprojektion, Raumlicht). Unschärfe ist demnach der Mangel von Unterscheidungsmerkmalen zwischen Original und Bild. Sie definiert sich als die Ungenauigkeit eines Objekts oder Sachverhalts – immer in Abhängigkeit vom Kontext der Betrachtung. Demnach bestimmt vor allem der Kontext die Wahrnehmung als „scharf“ oder „unscharf“.

Siemensstern

Quelle: Leonhard Wimmer – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, httpss://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1142149

Als Testmuster für Objektive der Siemens-Schmalfilmkameras von der Siemens & Halske AG entwickelt, ist der Siemensstern ein Kreis mit abwechselnd weißen und schwarzen Sektoren. Ob mit freien Auge oder durch ein bildverarbeitendes Gerät, in der Mitte entsteht ein unscharfer Fleck – der Grauring. Über dessen Größe ermittelt man das Auflösungsvermögen eines optischen Ausgabegerätes oder den Fokus eines optischen Eingabegerätes. Mit wachsender Entfernung vom Mittelpunkt wächst der Abstand zwischen den weißen und schwarzen Balken. Ist der Abstand zu gering, gibt das Wiedergabegerät nur eine graue Fläche wieder.

Schärfe gilt als das Gütesiegel für gelungene Aufnahmen. Doch zu viel durchgehend Schärfe, wie bei Kompaktkameras mit kleinen Sensoren und Smartphones, wirkt schnell langweilig. Der bewusste Einsatz von Schärfe und Unschärfe ist eine machtvolle sowie gleichermaßen subtile Gestaltungsmöglichkeit. Man legt die Schärfe auf das Wesentliche im Bild, weil der menschliche Blick immer der Schärfe folgt. Man kann natürlich auch abstrakte Fotografien schaffen, bei denen das Motiv, trotz Unschärfe, erkennbar bleibt.

Bewegungsunschärfe von Objekten im Bild kann man durch eine schnelle Kamerabewegung erzeugen, etwa durch Reißschwenks. Je länger die Belichtungszeit ist, desto stärker ist die Bewegungsunschärfe des Objekts. Ein Objekt scharf und die Umgebung unscharf gestalten, wie etwa bei Sportaufnahmen, ist ein weiteres Gestaltungsmittel, dass vor allem durch viel Übung gut gelingt. Man schwenkt oder fährt mit dem bewegten Objekt mit. Dadurch wird das Objekt scharf, gleichzeitig weist der Hintergrund Bewegungsunschärfe auf.

Schwenk

Der Schwenk vermittelt einen Überblick über das Geschehen, leitet den Blick des Zuschauers oder verbindet zwei Einstellungen. Man unterscheidet zwischen motivierten und unmotivierten Schwenks. Der motivierte Schwenk wird durch das Auftauchen einer Person oder eines Objekts im Bild ausgelöst. Wir begleiten die Person oder das (bewegte) Objekt durch das Bild. Der unmotivierte Schwenk hat keinen augenscheinlichen Auslöser, jedoch fangen wir mit dem Schwenk die Bewegung einer Person auf, die soeben ins Bild kommt.
Langsame Schwenks die einer Person folgen, erzeugen eine ruhige Stimmung und verlangsamen den Schnittrhythmus. Schnelle Schwenks springen in eine neue Einstellung und wirken dynamisierend.

 

Die extremste Form des schnellen Schwenks ist der Reißschwenk. Dabei wird das Bild während des Schwenks selbst durch die schnelle Bewegung unscharf und wirkt wie eine Wischblende. Die maximale Schwenkgeschwindigkeit, bei der das Bild noch nicht unscharf wird, hängt von der Brennweite ab. Bei einer weitwinkeligen Brennweite ist eine höhere Geschwindigkeit möglich.

Schwenkt man vom Stativ, lohnt es sich, darauf zu achten, dass der Widerstand bei der horizontalen sowie vertikalen Achse gleich eingestellt ist.  Auch sollte die Kamera möglichst ausbalanciert auf dem Stativ stehen.

Faustregel: Je größer (teliger) die Brennweite, desto langsamer der Schwenk. 

Fahrt

Bei Kamerafahrten werden die Kameras beispielsweise mit einem Dolly gefahren oder mit einer Steadycam getragen. Aus der Hand gelingen Kamerafahrten nur schwer, da sie einfach viel zu sehr verwackeln. Wie beim Schwenk muss man auch bei den Kamerafahrten zwischen verschiedenen Arten unterscheiden:
Die begleitende Fahrt: Neben- und Hinterherfahrten. Die Kamera fährt mit konstantem Abstand und konstanter Geschwindigkeit neben z.B. einer laufenden Person her.
Die leitende Fahrt: Die Kamera verfolgt nicht eine Person, sondern leitet den Blick des Zuschauers.

 

Zu-/Rückfahrten: Eine Annährung bzw. ein Rückzug vom Geschehen. Die Fahrt auf ein Objekt zu hat eine ganz andere perspektivische Wirkung als ein Zoom.
Die Umfahrung (die um ein Objekt fahrende Kamera): erzeugt eine dramatische Wirkung, insbesondere wenn Gegenstände im Vordergrund sind, hinter denen sich die Kamera zu verstecken scheint. Ein Beispiel: Hinter einem hohen Zaun unterhalten sich zwei Personen. Die Kamera fährt am Zaun entlang, behält jedoch die Personen im Blickfeld. Dies entspricht unseren Sehgewohnheiten, da wir in der Lage sind, einen Punkt zu fixieren, während wir weitergehen.

Kran

Eine Kranfahrt eröffnet uns eine genauere Vorstellung von einem Ort. Sie ergänzt die Fahrt um eine neue Richtung: nach oben oder nach unten. Kranfahrten werden meist am Anfang oder am Ende einer Szene oder des Films eingesetzt, da sie den Zuschauer in eine Szene und Handlung hineinführen oder ihn aus der Szene oder dem Film hinausbegleiten.

Handkamera

Eine Kamera mit der Hand ruhig zu halten ist sehr schwer, umso schwerer, je leichter sie ist. Allerdings ist auch das vor allem Übungssache. Man sollte sich abstützen, anlehnen und auf jeden Fall möglichst stabil stehen – mit leicht gebeugten Knie sowie leicht gespreizten Beinen.

Um die Kamera von der Schulter ruhig zu halten, legt man den rechten Ellenbogen am Brustkorb an und fasst mit der linken Hand unter den Ellenbogen. Es lohnt, im Vorfeld zu überlegen, was aufgenommen werden soll. Auch sollte man während der Aufnahme nicht spürbar atmen. Es empfiehlt sich, möglichst weitwinklig zu drehen, denn je teiliger die Brennweite, desto stärker sind jegliche Vibrationen im Bild sichtbar.

Stilistische Wirkung von Handkamera

Die Handkamera hat ihren Ursprung in der Reportage, bei der der Kameramann aus Gründen der Beweglichkeit oft von der Schulter drehen. Es werden Tatsachen gefilmt, die jetzt und live passieren – Wettkämpfe, Gefechte in Krisengebieten. Wenn man beim Spielfilm diesen Stil anwendet, lässt der aus Reportagen vertraute unruhige Kamerastil das Geschehen realistischer erscheinen. Der Nachteil ist, dass sich der Zuschauer nicht ganz auf den Filminhalt einlässt. Der Grund hierfür liefert uns die Evolution. Der Mensch wendet sich instinktiv Bewegungen und damit möglichen Gefahrenquellen zu. Da sich der Zuschauer bei einer unruhigen Kameraführung immer wieder neu im Raum neu orientieren muss, kann er sich weniger auf den Filminhalt konzentrieren.

Steadycam

Die Steadycam wurde entwickelt, um Kamerabewegung in schwierigen Umgebungen wie unebenes Gelände oder Treppenhäuser, zu realisieren. Mittels Steadycam kann man einen Schauspieler flexibler und über längere Zeit verfolgen. Die Bedienung ist kompliziert und erfordert Ausbildung sowie Erfahrung. Für die kleineren Kameras gibt es z.B. die Steadycam Junior, Gimbals oder Steady Sticks, mit denen Akzeptables erzielt werden kann.

Filmbild und Kader

Ein Filmbild hat zu allen vier Seiten Grenzen. Das einzelne Bild und seinen Ausschnitt nennt man Kader. Wahrnehmungsforscher, Psychologen, Werbestrategen und Künstler erforschen, wie sich das Auge orientiert. Worauf fällt der Blick zuerst, wo und wann verlässt er das Bild wieder? Was empfinden Menschen als harmonisch, was als unausgewogen?

Kadrage oder Kadrierung

Die Kadrage oder die Kadrierung bezeichnet die Wahl des Bildausschnitts und der Anordnung der bildrelevanten Elemente. Die hohe Kunst besteht darin, den richtigen Bildausschnitt zu finden.

Was sehen wir zuerst?

Unsere Augen suchen zuallererst nach menschlichen Konturen im Bild. Danach richtet sich unser Augenmerk auf die hellen Flächen im Bildausschnitt. Auch Linien im Bild, wie etwa Treppen oder Falten in der Kleidung, führen den Blick.

Wozu das Ganze?

Häufig ist es für den Zuschauer langweilig, bildwichtige Elemente, wie etwa die Darsteller, an dem erwarteten Punkt vorzufinden. Interessanter ist, Spannungsfelder aufzubauen und gegen die Seherwartung zu kontrastieren. Werden bildwichtige Personen oder Objekte außerhalb der Mitte positioniert, ohne jedoch die Bildbalance zu verlieren, erhält das Bild mehr Spannung. Die Ausgewogenheit der einzelnen Bildelemente, abhängig von ihrer jeweiligen Größe, Form und Farbe, aber auch der psychologischen Wichtigkeit, spielt hier eine große Rolle. Das bildwichtigste Element sollte im Gleichgewicht mit den übrigen auffälligen Elementen im Bild sein. Schließlich wollen wir für den Zuschauer klar und unmissverständlich transportieren, was das wichtigste Element im Bild ist. Schlechte Bildkomposition kann es dem Zuschauer unnötig erschweren, das bildwichtige Element wahrzunehmen, sie kann für Verwirrung oder Langeweile sorgen.

Der „goldene Schnitt“

Kameraleute erspüren die richtige und angemessene Kadrage meist intuitiv. Meist wird hierfür der sogenannte goldene Schnitt gewählt: die Blickrichtung erzeugt eine Linie, die sogenannte Augenlinie.

Wird eine Person oder ein Objekt gezeigt, sollte sie oder es im rechten oder linken Bilddrittel positioniert werden. Bei Landschaftsaufnahmen sollte man ein Drittel Himmel und zwei Drittel Boden, Häuser etc., oder umgekehrt kadrieren, jedoch nicht halb/halb.

Bewegungsrichtung

Auch die Bewegungsrichtungen von Personen im Bild haben ihre Wirkung. Geht eine Person von links nach rechts durch das Bild, signalisiert dies Aufbruch und Zukunft. Bewegt sie sich von rechts nach links, assoziieren wir dies mit Zurückkommen und der Vergangenheit. Ähnliches gilt auch für die Blickrichtung einer Person.

Lichtsetzung

Man arbeitet mit hellen und dunklen Bildanteilen, und akzentuiert damit subliminal die wichtigen Personen oder Objekte im Bild. Das Auge sucht automatisch zuerst den hellen Bildanteil.  Die am hellsten geleuchtete Person im Bild ist die wichtigste. Man denke hierbei nur an die Darstellungen göttlicher Wesen in den Werken der alten Meister. Maria, die Mutter Gottes, und Jesus waren stets die hellsten Personen im Bild.

Linienführung

Vertikale Linien im Bild strahlen öfter was Aufstrebendes aus. Horizontale Linien hingegen kommunizieren Ruhe und Gesetztheit. Eine Linie, die von links oben nach rechts unten verläuft, suggeriert Abstieg. Eine Linie, die von links unten nach rechts oben verläuft, hingegen Aufstieg.

Vorder-, Mittel- und Hintergrund

Wenn wir bei der Bildgestaltung diese drei Ebenen eines jeden Bildes berücksichtigen, kann dies bei der Erstellung einer ausgewogenen Komposition helfen. Dies ist insbesondere hilfreich bei Einstellungsgrößen, die über viel Raum verfügen bzw. in denen Raum eine wichtige Rolle spielt, wie etwa bei Totalen und Halbtotalen.

Im Bildvordergrund positioniert man meist etwas, dass die gezeigte Handlung eingrenzt und ihr sprichwörtlich einen Rahmen verleiht, wie etwa ein Türrahmen, eine Wand, eine Pflanze oder ähnliches.

Die wichtige Handlung oder die Aktion findet meist im Bildmittelgrund statt.

Durch den Bildhintergrund wird das Bild ausgefüllt, abgegrenzt und ihm Tiefe verliehen.

Formate

Für die unterschiedlichen Formate sind verschiedene Kadrierungen (der Bildausschnitt) notwendig:für 16:9 die eine, für 4:3 eine andere. Dadurch entstehen Herausforderungen für die Bildkomposition, wenn man mit einem Bild gleich mehrere Formate bedienen muss.

Bildformat, Bildverhältnis, Seitenverhältnis – 16:9, 4:3, 3:2 oder 1:1

Das Seitenverhältnis oder Bildformat, ist das Verhältnis zwischen der Breite und der Höhe eines Bildes. Dabei wird es häufig in der Schreibweise Breite : Höhe angegeben.

Bei vielen Kompaktkameras kann man aussuchen, ob die Bilder ein Seitenverhältnis von 1:1, 3:2, 4:3, 16:9 oder Cinemascope haben sollen.

Doch wozu das Ganze? Der Dreh- und Angelpunkt sind die Bildbereiche, die man abgebildet haben möchte.

1:1 (Instagram)

Instagram setzte lange Zeit nur auf das Format 1:1. Bilder sind hier quadratisch und somit genauso hoch wie breit. Es ist das fast perfekte Format für ein Smartphone, wenn man dieses hochkant hält, was man ja meistens auch tut. Dann passt ein Bild mitsamt Überschrift und Begleittext unten genau auf einen Bildschirm. Breitere Bilder würden derweil gestaucht wirken und den Nutzer dazu zwingen, das Gerät zu drehen. Mittlerweile lässt Instagram aber auch breitere Bilder zu.

3:2 (Kleinbild-Format)

Die meisten Fotokameras verwenden das „Kleinbild“-Verhältnis 3:2, und auch Microsoft zog für seine Surface-Reihe mit diesem für Laptops ungewöhnlichen Format nach. In der Fotografie stellt sich vielmehr die Frage: Quer- oder Hochformat.

Man kann ein Bild so aufnehmen, dass es für beide Formate passt. Allerdings sollte man darauf achten, den Bildausschnitt so zu wählen, dass man alle bildrelevanten Informationen beibehält, egal für welches Format man sich im Nahhinein entscheidet. Im Falle eines Portraits, kann man beide Formate gut verwenden. In allen anderen Fällen, sollte man die Entscheidung Quer- oder Hochformat, sorgfältig abwägen und im Vorfeld verbindlich treffen.

4:3 (Fernsehen)

4:3 ist ein Bildformat, bei dem Bildbreite und -höhe im Verhältnis 1,33 : 1 stehen. Es ist das traditionelle Größenverhältnis der Bilder im Fernsehsignal der Normen PAL und NTSC. Bis 2007 war es in Deutschland das am häufigsten genutzte Fernsehformat, bevor sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten dazu entschieden haben, vorwiegend in 16:9 auszustrahlen.

16:9 (Fernsehen)

16:9 ist ein Bildformat, bei dem die Breite 16 Einheiten und die Höhe 9 Einheiten sind. Das Format besitzt ein Verhältnis von 1,78 : 1, d.h. das Display ist 1,78-fach so breit wie hoch. Sowohl 1080p, 1080i als auch 720p entsprechen mit quadratischen Pixeln diesem Standard. Das Bildformat 16:9 ist der weltweit gültige Standard für HDTV.

Cinemascope (Kino)

Der Begriff basiert auf der gleichnamigen Twentieth Century Fox-Marke für das anamorphotische Verfahren der Breitbildaufzeichnung, die dafür nötigen Kamera- und Projektionsoptiken und die damit hergestellten Kinofilme. Durch die große Verbreitung der Marke ab den 1950er Jahren ist CinemaScope zum Synonym für die anamorphotischen Verfahren geworden ? im Fachjargon „CS“ oder „Scope“ genannt. Mit CinemaScope war es erstmals möglich, mit geringem technischen Aufwand bei guter Qualität auf Basis von üblichem 35-mm-Film Breitbild im Seitenverhältnis von zunächst 2,55:1, später 2,35:1 und 2,39:1 zu projizieren (entspricht ungefähr dem Videoformat 21:9).

Viel Spaß beim Ausprobieren und Anwenden!

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